Fürther Kirchweih - Fädda Kärwa
Diese Infos dürfen hier natürlich nicht fehlen.
Ich habe sie aus dieser Quelle:
http://www.michaelis-kirchweih.de/deutsch-historie
Die Fürther Kirchweih kann auf eine langsam gewachsene Tradition verweisen. Das beliebte Fest hat viele eigene Geschichten geschrieben, bis es selbst zu einem wichtigen Bestandteil der Geschichte dieser Stadt geworden ist. Die Mutter dieser Geschichte ist die zweitälteste Kirche von Fürth, St. Michael, benannt nach dem streitbaren Erzengel.
Vermutlich wurde dieses etwas schmucklose, eher an eine Dorfkirche erinnernde Gotteshaus im Jahr 1100 erbaut. Da schon 601 Papst Gregor eine Verfügung erlassen hat, dass eine Kircheneinweihung nicht nur mit einem kirchlichen Akt, sondern auch mit einem weltlichen Festessen begangen werden sollte, gehen Historiker davon aus, dass die erste Fürther Michaelis-Kirchweih zur Fertigstellung der Kirche stattfand und sie damit mehr als 900 Jahre alt ist.
Die Fürtherinnen und Fürther waren stolz auf ihre „Michels-Kerch“ und wiederholten die Feier Jahr um Jahr am „Michael und aller Engel Tag“, dem 29. September, oder am darauf folgenden Sonntag. Immer beliebter wurde die Kirchweih und so dehnte sie sich weiter aus. Erst auf den Kirchenplatz, dann in die Gustavstraße und schließlich auf immer größere Bereiche der Innenstadt.
Heute erstreckt sich das Kirchweihgelände vom Königsplatz bis zur Fürther Freiheit auf rund 55.000 Quadratmetern. Dicht aneinandergereiht ergäben die Buden und Stände eine Strecke von etwa 3,5 Kilometern. Während der Kirchweih wird sogar – deutschlandweit einmalig – die Bundesstraße B8, die durch die Innenstadt führt, gesperrt. Eines jedoch ist damals wie heute gleich geblieben: die unvergleichliche Stimmung dieser herbstlichen Straßenkirchweih, die Einheimische wie Besucher noch einmal ausgelassen feiern lässt, bevor die ersten Fröste die ruhige Jahreszeit endgültig einläuten.
Die Geschichte des Fürther Kirchweihzuges geht auf die Ereignisse der Jahre 1815 bis 1817 zurück. Damals hatten andauernde Missernten immer wieder Hungersnöte mit sich gebracht. Hinzu kam, dass 1815 Naturkatastrophen und marodierende Horden in den Napoleonischen Kriegen dem mittelfränkischen Raum und auch der Stadt Fürth hart zusetzten.
1816 dauerte die Frostperiode bis weit in das Frühjahr hinein und lange, schwere Gewitter mit Hagelschauern verdarben die Frucht auf den Feldern. Nichts konnte wachsen und gedeihen und schon Anfang November wurde es wieder sehr kalt. Die Bauern ernteten kaum Essbares, Hunger und Seuchen bestimmten das Leben in Mittelfranken. Endlich dann im Sommer 1817 wuchs wie durch ein Wunder aus dem nur noch spärlich vorhanden Saatgut eine reiche Ernte heran und die Fürther Bevölkerung konnte endlich - nach sehr entbehrungsreichen Jahren - wieder aufatmen.
Spontan feierten die Fürtherinnen und Fürther dieses freudige Ereignis mit einem Erntedankfestzug. Ein reich geschmückter, hoch aufgeladener Erntewagen zog zur Kirchweih durch die Stadt und alle, die ihn begleiteten, waren glücklich und froh. Sie trugen Festtagskleidung und ihren Gesichtern war die Freude über die reiche Ernte anzusehen. Der Erntedankfestzug war also kein von langer Hand geplanter Festakt, sondern ein spontaner Ausbruch des Glücks. Eine Freude, die bis heute erhalten geblieben ist und noch immer auf die Michaelis-Kirchweih und den Erntedankfestzug ausstrahlt.
Die Michaelis-Kirchweih hat im Laufe der Jahrhunderte viele Geschichten geschrieben. Geschichten, die selbst schon wichtige Bestandteile der Fürther Geschichte geworden sind. Und immer beweisen diese Geschichten: Die Fürtherinnen und Fürther lieben ihre "Kärwa" wie sie ist. Will sie jemand verändern, hat er schlechte Karten.
Ein Beispiel stammt aus dem Jahre 1901, als man die Standortfrage stellte: Damals hatte der Magistrat mit sieben gegen sechs Stimmen beschlossen, die Schaubuden, Fahrgeschäfte, Heringsbrater und die Glücksbuden auf den Lindenhain zu verlegen, die so genannten Messbuden in die König- und Gustavstraße und den Geschirrmarkt auf dem Löwenplatz. Die Folge war, dass der Chronist Paul Rieß noch 27 Jahre später von einer "verkuhwedelten Kirchweih" sprach. Die Nürnberger hätten zwar wie immer dem Lockruf der "Kärwa" nicht widerstehen können, seien aber gleich wieder zurückgefahren als sie sahen, was aus dem Innenstadtfest geworden ist. "Sofort nach der Kirchweih zirkulierte unter der Bürgerschaft zur Sammlung von Unterschriften eine Eingabe an den Magistrat", berichtet die Chronik. Die zeigte auch Wirkung: Denn bereits am 26. Oktober nahm der Magistrat seinen Beschluss zurück, mit elf gegen drei Stimmen.
Heute wird Zusammenarbeit in der Region groß geschrieben, vor allem wenn es um Ökonomie geht. 1739 war das noch etwas anders. Ungemein wurmte es nämlich die Nürnberger Stadtväter, dass so viele ihrer Untertanen der Fürther Kirchweih nicht widerstehen konnten und den Erbfeinden in der Kleeblattstadt alljährlich zur "Kärwa" ein gutes Geschäft bescherten.
"Unsere Norisstädter sollen gefälligst die stadteigenen, nach uns benannten Bratwürste vertilgen," dachte sich der Rat der Pegnitzstadt und beschloss, in der Kärwazeit alle Tore nach Fürth zu schließen. Obwohl in Geschichtsbüchern nicht belegt, muss es von den Nürnberger Bürgerinnen und Bürgern Proteste gehagelt haben. Denn die Regelung wurde im folgenden Jahr wieder aufgehoben.
Das waren noch Zeiten: Kaum vorstellbar ist, dass man anno 1900 mit "am Fuchszgerla" noch die ganze Kirchweih auf den Kopf stellen konnte. Eine Karussellfahrt kostete damals noch "a Fünferla". Auch ein Sardinenbrot galt als erschwinglich, musste man doch nur "a Zehnerla" investieren. Zum selben Preis gab's das klassische "Kärwa-Grundnahrungsmittel", die Bratwurstsemmel, die deshalb auch "Nikkel-Worschd" genannt wurde.
Für das andere Grundnahrungsmittel, die Maß Bier, musste man immerhin 22 Pfennige berappen. Und als der Bierpreis um einen Pfennig steigen sollte, drohte ob der Preiserhöhung fast eine Revolution auszubrechen. 1923 ist den Fürtherinnen und Fürthern wegen neuer Preisvorstellung endgültig der eigentlich inflationäre Durst vergangen. 12,3 Millionen Mark für ein dunkles Vollbier - ein Heidengeld, das aber in der damaligen Zeit mehr als nur gut angelegt war. Denn eine getrunkene Maß Bier konnte immerhin nicht mehr an Wert verlieren.
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